Bambus bietet zahlreiche Vorteile im Vergleich zu Holz und vor allem auch im Vergleich zu Kunststoff. Warum ich ein großer Bambus Fan bin, habe ich dir im Blogbeitrag Bambus ist nachhaltige – Zehn Gründe erläutert. Doch auch bei Bambus-Produkten ist nicht alles Gold, was glänzt. Angefangen von nicht nachhaltig bewirtschafteten Bambus-Farmen, über ausbeuterische Arbeitsbedingungen, bis hin zur Verwendung und Beimischung giftiger Harze, Lacke und Kleber in der Produktion, gibt es einige Fallstricke.
Bambus Zertifizierungen geben Orientierung und helfen, sinnvolle und nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen. Leider gibt es meiner Meinung nach kein wirklich gutes Zertifikat, das speziell auf Bambus-Produkte zugeschnitten ist. Eine gute Orientierung bieten jedoch das FSC®-Zertifikat und die Norm EN-717.
FSC®-Zertifikat für Bambus-Produkte
Das FSC®-Zertifikat ist den meisten bereits von klassischen Holz- und Papierprodukten bekannt. FSC steht für „Forest Stewardship Council®“, ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft. Auch wenn das FSC-Zertifikat mit Sicherheit nicht perfekt ist, ist es das anspruchsvollste und bekannteste Zertifizierungssystem, das es derzeit gibt.
Die Non-Profit-Organisation Forest Stewardship Council® stellt mit diesem Siegel sicher, dass Umweltbelange genauso berücksichtigt werden, wie soziale Fragen. Bedrohte Wälder werden geschützt und die Rechte indigener Völker bewahrt. Seit einigen Jahren findet sich das FSC®-Siegel auch auf immer mehr Bambus-Produkten, was nachweislich bezeugt, dass die Produkte aus verantwortungsvollen Quellen stammen.
In der Vergangenheit gab es jedoch auch kritische Stimmen, unter anderem, dass nicht genug getan wird, bestehende Urwälder zu schützen. Dies nahm Greenpeace Deutschland 2018 zum Anlass, seine Mitgliedschaft bei FSC zu kündigen. Beide Organisationen werden jedoch auch zukünftig zusammenarbeiten und Greenpeace Deutschland betont, dass FSC „das einzige glaubwürdige Siegel ökologischer Waldwirtschaft“ ist.
Europäische Norm EN-717
Viele Bambus-Produkte werden im Innenraum eingesetzt und sollten daher möglichst keine oder nur sehr wenige Schadstoffe freisetzen. Der Naturwerkstoff Bambus setzt natürlich keine Emissionen frei. Für die Weiterverarbeitung werden jedoch Harze, Kleber, Öle und/oder Lacke eingesetzt, die teilweise giftige Bestandteile, wie Melamin oder Formaldehyd, enthalten. Die europäische Norm EN-717 reglementiert den Einsatz von Formaldehyd und legt Höchstwerte fest. Produkte, die diese Höchstwerte unterschreiten sind mit „E1“ gekennzeichnet. Wird kein Formaldehyd nachgewiesen, entsprechen diese Produkte der Norm „E0“.
Fazit
Bambus Zertifizierungen sind noch zu selten und die Anbaustrukturen sind zu kleinteilig, als dass man sich auf Bambus Zertifizierungen verlassen kann, bzw. sollte. Wer wirklich nachhaltig produzierte Bambus-Produkte kaufen möchte, kommt nicht darum herum, selbst zu recherchieren und beim Hersteller direkt nachzufragen. Bisher gibt es einfach zu wenig zertifizierte Bambus-Produkte, die einem die Kaufentscheidung leichter machen.
Persönlich sehe ich diesen Punkt weniger kritisch als bei anderen Produkten, wie zum Beispiel bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Holz- und Textilprodukten. Das Wertvollste am Bambus ist, dass er nicht wertvoll ist. Er ist nicht selten, er benötigt verhältnismäßig wenig Pflege, wächst rasant und ist robust. Bambus wächst fast überall und die Ernte und Verarbeitung ist nicht sehr kapitalintensiv. Da im Prinzip jeder Bambus anbauen kann, findet deutlich weniger Ausbeutung statt, als es bei vielen anderen Produktionszweigen der Fall ist, bei denen es wenige Groß-Akteure gibt, die ihre Marktmacht ausnutzen.
Möchtest du ganz sicher gehen, fragst du am Besten beim Hersteller nach woher die Produkte stammen, wie sie produziert und welche Hilfsmittel eingesetzt wurden. Gute Hersteller geben auch gute Antworten.